Baureportagen
Baureportagen | 26.06.2025

Neubau Kinderspital und Frauenklinik

Bewehrung und Bewehrungstechnik für das Luzerner Kantonsspital

Für rund 230 Millionen Franken realisiert das Luzerner Kantonsspital einen Neubau mit Kinderspital und Frauenklinik. Damit wirkt es akutem Platzmangel im Kinderspital entgegen und sichert die künftige medizinische Versorgung vor, während und unmittelbar nach der Geburt. Die Debrunner Acifer Bewehrungen AG lieferte zahlreiche Bewehrungstechnik-Produkte für dieses beeindruckende Grossprojekt, wie BARTEC® Schraubverbindungen, ACINOXplus® Kragplattenanschlüsse und PYRATOP® Bewehrungsanschlüsse.

Vor über 50 Jahren erbaut, ist Luzerns Kinderspital veraltet – nicht nur hinsichtlich der Bausubstanz, sondern auch in Bezug auf die heutigen Bedürfnisse der Medizin. Zudem herrscht erheblicher Platzmangel. Das Luzerner Kantonsspital (LUKS) hat sich daher für einen Neubau auf dem eigenen Areal entschieden. Er wird nebst dem neuen Kinderspital auch eine neue Frauenklinik beherbergen. Dadurch wird das Spital den Anforderungen an ein Perinatalzentrum mit Geburtshilfe, Neonatologie und Neugeborenen-Intensivstation gerecht.

Bänder und Stützen verleihen Grundform

Das Siegerprojekt eines Studienauftrags sah zwei eigenständig wahrnehmbare Baukörper für Kinderspital und Frauenklinik vor. Dank kantigen horizontalen Bändern und runden Stützen wird die Fassade aus sandgestrahltem zementgrauem Sichtbeton eine klare Grundordnung aufweisen. Für den Rohbau zeichnete die Implenia Schweiz AG verantwortlich, die ihre Arbeiten im August 2022 aufnahm.


Die Debrunner Acifer Bewehrungen AG lieferte Bewehrungstechnik wie BARTEC®, ACINOXplus® und PYRATOP® Bewehrungsanschlüsse für den Neubau. Webcam: LUKS

Die weitläufigen Decken erforderten Grossflächenschalungen mit Dokamatic-Tischen. Bild: LUKS

Grossflächenschalungen für die Decken

«Speziell an der Bauweise eines Spitals sind die weitläufigen Decken. Wie bei einem Industriebau mussten wir mit Grossflächenschalungen arbeiten», sagt Daniel Schnyder, Bauführer bei Implenia. «Wir setzten Dokamatic-Tische ein bei den Decken, um die Schalzeiten und damit die Bauzeit kurz zu halten.» Auch die Dimensionen der Wandschalungen waren mit 8 m Höhe ungewohnt. Das Ziel sei hier ebenfalls gewesen, die Schalarbeiten und den zeitlichen Aufwand so gering wie möglich zu halten und die geforderte Qualität trotzdem zu erbringen.

Vier Krane, aber nur zwei Hauptzufahrten

Während der Platz für das viele innert kurzer Zeit zu verbauende Material kein Problem war, erwies sich die Zufahrt zur Baustelle als Herausforderung. Daniel Schnyder: «Es gab nur zwei Hauptzufahrten und wir hatten vier Krane im Einsatz. Zwei davon nebeneinander hätten die Zufahrten versperrt. Das gleiche Problem stellte sich bei den Beton-LKWs: Wir mussten die Betonieretappen so takten, dass die Zufahrt für die LKWs frei war und sie während der 15 bis 20 min, in denen sie standen, den Weg nicht versperrten.» In Spitzenzeiten waren auf der Baustelle bis zu 90 Mitarbeitende auf die vier Krane verteilt. Daniel Schnyder lobt sein Team, das seine Arbeit zuverlässig ausgeführt und gleichzeitig Flexibilität bei Unvorhergesehenem gezeigt habe.

Erdbebensicherheit und Statik als Hürde

Mit ganz anderen Herausforderungen sah sich Bauingenieur Tom Rutz von der Borgogno Eggenberger + Partner AG konfrontiert: «Besonders intensiv beschäftigte uns zum einen die Erdbebensicherheit und zum anderen die Notfallzufahrt im Erdgeschoss auf der Südseite.» Die Erdbebensicherheit war insbesondere bei zwei Kernen des Gebäudes eine knifflige Angelegenheit: Nutzungstechnisch war es nicht möglich, die Wände bis in die Fundation durchlaufen zu lassen. Auch die Krafteinleitung aus den Decken in die Kerne war infolge Aussparungen um den Kern teilweise kritisch. Bei der Notfallzufahrt im Erdgeschoss wiederum musste das Ingenieurbüro wegen der Zufahrtsbreite auf eine tragende Stütze verzichten.

BARTEC® gewährleistet Erdbebensicherheit und Statik

Die Lösung, um die Erdbebensicherheit und die erforderlichen statischen Massnahmen bei der Notfallzufahrt zu garantieren, fand Tom Rutz in BARTEC®. So kam für die konzentrierte Krafteinleitung bei allen Kernwänden BARTEC® TOP in Kombination mit Betonstahl TOP700 (B700B) zum Einsatz. Bei der Notfallzufahrt würde BARTEC® den Einsturz des Gebäudes verhindern, sollten die Stützen ausfallen. Denn BARTEC® erlaubt, gewisse Zugkräfte aus den Fassadenriegeln in die Decken zu verankern. «Der Weg zu der Lösung mit BARTEC® führte über ein statisches Modell, mit dem ein zulässiger Spannungszustand erreicht wurde», erklärt Tom Rutz. «Danach mussten wir anhand mehrerer Handberechnungen die Kraftflüsse und -grössen bestimmen.» Dank des Einsatzes verschiedener technischer Bauteile – darunter BARTEC® – werden die Lasten im Erdbebenfall sicher bis in die Fundation abgetragen.


BARTEC® Produkte gewährleisten die Erdbebensicherheit bei zwei Gebäudekernen und die Statik bei der Notfallzufahrt.

BARTEC® Produkte gewährleisten die Erdbebensicherheit bei zwei Gebäudekernen und die Statik bei der Notfallzufahrt.

Sichtbetonriegel bei der Notfallzufahrt: Thermische Trennung mit ACINOXplus®

Implenia hatte einen tragenden 70 bis 120 cm breiten Sichtbetonriegel an die schon bestehende Rohbaudecke zu betonieren. Dieser Riegel verläuft aussen rund ums Gebäude und liegt entsprechend im Kaltbereich. Daher muss er von den Geschossdecken thermisch getrennt werden. Die Bedingung des Bauingenieurs an die Verbindung von Sichtbetonriegel und Geschossdecke war nebst der thermischen Trennung die Korrosionsbeständigkeit. ACINOXplus® Kragplattenanschlüsse erfüllen die beiden Anforderungen. Tom Rutz: «ACINOXplus® bestehen durchgehend aus nichtrostendem Stahl. Ausserdem ist die Steifigkeit längs zur Fuge gering, was bei der Einteilung von nur wenigen Dilatationsfugen im Riegel Vorteile bringt.» Die ACINOXplus® Kragplattenanschlüsse der Debrunner Bewehrungstechnik sind für den Sichtbetonriegel im Bereich der Notfallzufahrt eingesetzt worden.

PYRATOP® Bewehrungsanschlüsse lassen sich horizontal und vertikal versetzen

Auch die Treppenhäuser des Neubaus erscheinen in Sichtbeton. Ab dem ersten Untergeschoss sind die Geschossdecken fest mit den Treppenkernen verbunden. Dafür sorgen PYRATOP® Bewehrungsanschlüsse. Implenia-Bauführer Daniel Schnyder: «Der Vorteil des Produkts gegenüber anderen Anschlüssen gleicher Art ist, dass man PYRATOP® Bewehrungsanschlüsse sowohl vertikal als auch horizontal versetzen kann.» Die Anschlüsse verbinden nicht nur. Sie tragen auch die hohen Lasten, die durch die Spannweiten von rund 8 m entstehen, sicher von den Decken in die tragenden Wände der Kerne ab. Einen weiteren Vorteil der PYRATOP® Bewehrungsanschlüsse nennt Bauingenieur Tom Rutz: «Dank ihrer Bauweise übertragen diese Anschlüsse höhere Querkräfte als ähnliche Produkte. Dadurch haben wir auf zusätzliche teure Querkraftdorne verzichten und Kosten sparen können.»

Dokumentation des Neubaus des Kinderspitals und der Frauenklinik des Kantonsspital Luzern, fotografiert am Donnerstag, 24. Oktober 2024 (DKG/KEYSTONE/Christof Schürpf)
Dokumentation des Neubaus des Kinderspitals und der Frauenklinik des Kantonsspital Luzern, fotografiert am Donnerstag, 24. Oktober 2024 (DKG/KEYSTONE/Christof Schürpf)

Kundenportal für mehr Übersicht und Effizienz bei Bestellungen

Sämtliche Bestellungen für Bewehrungen und Bewehrungstechnik hat Implenia im Kundenportal von Debrunner Acifer Bewehrungen getätigt. Es liefere Übersicht, sagt Bauführer Daniel Schnyder, beschleunige den Bestellprozess und senke die Fehlerquote. «Bestellungen – die Eisenlisten – kann ich hochladen und auf einen Fixtermin oder auf Abruf liefern lassen. Unser Polier hat zeit- und ortsunabhängig die Möglichkeit, die Abruflisten selber auf einen Fixtermin zu ändern. Wir wissen jederzeit, was für Material wann kommt und was noch den Status ‹Abruf› trägt. Das war bei den manuellen Bestellungen schwierig und fehlerbehaftet.» Auch stellt das Kundenportal diverse Auswertungen zur Verfügung, zum Beispiel wer was wann bestellt hat. «Als besonders hilfreich erwies sich die Möglichkeit, die pro Monat gelieferte Tonnage Bewehrungen abrufen zu können. Diese Angabe verlangte die Bauherrschaft», ergänzt Daniel Schnyder.

Recycelter Beton für Minergie®-ECO-Zertifikat

Das Luzerner Kantonsspital als Bauherrschaft strebt ein Minergie®-ECO-Zertifikat für den Neubau an. Für die beteiligten Gewerke bedeutet das: Möglichst alle verbauten Produkte müssen die Bedingungen für die Zertifizierung erfüllen. Implenia hat für den Neubau deshalb 80% Beton eingesetzt, der zu über 50% recycelt worden ist. Insgesamt waren fast 45’000 m3 Beton für den Rohbau nötig. Das neue Kinderspital und die neue Frauenklinik sollen bis Ende 2025 realisiert sein.

Dokumentation des Neubaus des Kinderspitals und der Frauenklinik des Kantonsspital Luzern, fotografiert am Donnerstag, 24. Oktober 2024 (DKG/KEYSTONE/Christof Schürpf)

Lieferauszug Debrunner Acifer Bewehrungen

  • ACINOXplus® Kragplattenanschlüsse 
  • ACINOXplus® Dämmelemente zu Kragplatten
  • Betonstahl B500B
  • Betonstahl B700B
  • BARTEC® Schraubverbindungen
  • PYRATOP® Bewehrungsanschlüsse
  • Distanzkörbe

ACINOXplus® UX+
Schraubbare Kragplattenanschlüsse für Etappierungen

Die Debrunner Bewehrungstechnik produziert etappierbare, geschraubte Kragplattenanschlüsse.
Die Vorteile von ACINOXplus® UX+:

  • keine Schalungsdurchdringung erforderlich
  • ideal bei Grossflächenschalungen
  • besonders geeignet für Sichtbetonwände
  • montagefertiger Korb für erste Etappe
  • einbausichere BARTEC® Schraubverbindungen 
  • vorgelochte Dämmung (Hartsteinwolle oder XPS)
  • variable Dämmhöhe
  • kurzfristig lieferbar ab Produktion in der Schweiz

«Kompetenter und einsatzbereiter Support»

Daniel Schnyder, Bauführer, Implenia Schweiz AG

Welche Erfahrungen nehmen Sie aus dem Grossprojekt mit?

Vor allem für die Planung der Mitarbeiter, und damit verbunden die Personalkosten, sowie die Logistik ist es wichtig, zwei bis drei Monate im Voraus zu überlegen. Ich habe gelernt, Ruhe zu bewahren und über den Tellerrand hinauszuschauen. Oft existiert nicht bloss eine einzige Lösung. Manchmal lohnt es sich, einen Schritt zurück zu machen und andere Optionen zu prüfen, indem man das gesamte Projekt betrachtet. Ein klarer Kopf bringt oftmals neue Ideen.

Was ist wichtig für den Erfolg eines Bauvorhabens?

Entscheidend ist das Team vor Ort. Ich kann in der Theorie planen, aber die Praxis unterscheidet sich in der Regel von der Theorie durch Unvorhergesehenes. Dann ist die Unterstützung des Teams essenziell. Hinzu kommen die Qualität der geleisteten Arbeit und die Einhaltung von Terminen – dafür sorgen die Mitarbeitenden auf der Baustelle.

«Debrunner Acifer Bewehrungen kann zuverlässig grosse Mengen aus einer breiten Produktpalette liefern.» Daniel Schnyder, Bauführer, Implenia Schweiz AG
PYRATOP® Bewehrungsanschlüsse lassen sich horizontal und vertikal versetzen.

Und speziell beim Neubau Kinderspital/Frauenklinik?

Unser Chefpolier begleitete schon den Neubau des Kantonsspitals Baden und nahm sein Know-how mit nach Luzern. Zudem erhielt ich Unterstützung von einem pensionierten Implenia-Bauführer. Das Miteinander ist wichtig, niemand steht im Vordergrund.

Wie beurteilen Sie die Zusammenarbeit mit Debrunner Acifer Bewehrungen?

Bei Fragen oder Schwierigkeiten erhalten wir kompetenten und einsatzbereiten Support von Debrunner Acifer Bewehrungen, sei es am Telefon oder direkt auf der Baustelle. Das Unternehmen ist gross, entsprechend kann es grosse Mengen aus einer breiten Produktpalette liefern und die Mitarbeitenden kennen diese Produkte. Was wir ebenfalls schätzen, ist die Zuverlässigkeit bei den Lieferungen, sowohl bezogen auf Termine als auch auf Mengen.


«Technisch versierte Beratung»

Tom Rutz, Bauingenieur, Borgogno Eggenberger + Partner AG

Was zeichnet ACINOXplus® Kragplattenanschlüsse bezüglich Planungsfreundlichkeit aus?

Die Dokumentation der Debrunner Bewehrungstechnik ist sehr anwenderfreundlich. Bei Fragen wird man schnell und kompetent von einem technisch versierten Mitarbeiter beraten.

Was empfehlen Sie anderen Planern bei ähnlichen Anwendungen?

Die aussen liegenden Riegel mussten wir wegen der knappen Platzverhältnisse mit durchgehenden Bügeln bewehren. Bei der Planung ist zu berücksichtigen, dass die Kragplattenanschlüsse aussen keine Querstäbe aufweisen dürfen. Zu beachten ist die dadurch ausgelöste Abminderung des Biegewiderstands. Bei diesem Projekt waren die Kragplattenanschlüsse aber vor allem auf Querkraft belastet.

Warum haben Sie sich bei den Decken für BARTEC® Schraubverbindungen entschieden?

In Bezug auf die Verankerung, das Material sowie auch Spezialausführungen sind BARTEC® Produkte sehr flexibel. Darüber hinaus sind sie innert nützlicher Frist lieferbar. Bei speziellen Anwendungen lohnt es sich, früh mit dem Ingenieurteam der Debrunner Bewehrungstechnik Kontakt aufzunehmen, um eine geeignete technische und wirtschaftliche Lösung zu finden.

«Wir wurden technisch kompetent, zielführend und unkompliziert unterstützt.» Tom Rutz, Bauingenieur, Borgogno Eggenberger + Partner AG
ACINOXplus® Kragplattenanschlüsse sind für jede Anschlusssituation geeignet. Auch Sonderkonstruktionen können individuell dimensioniert werden.

Inwiefern haben Sie von der Beratung durch die Debrunner Bewehrungstechnik profitiert?

Die Planung verlief unkompliziert und wir wurden kompetent unterstützt. Dank eines Vergleichskatalogs der ACINOXplus® Produkte mit anderen Produkten konnten wir Unternehmer, Bauherrschaft und Bauleitung schnell davon überzeugen, dass nur zwei Produkte auf dem Markt die von uns gestellten Anforderungen erfüllen. Bei der Planung von Spezialanschlüssen im Bereich der Notfallzufahrt und den Treppenkernen mit BARTEC® wurden wir von der Debrunner Bewehrungstechnik technisch kompetent, zielführend und unkompliziert unterstützt.

Was schätzen Sie allgemein an der Zusammenarbeit mit der Debrunner Bewehrungstechnik?

Der technische Support ist in den bisherigen acht Jahren der Zusammenarbeit gut erreichbar gewesen und hat innert nützlicher Frist eine Rückmeldung gegeben. Man wird freundlich und kompetent beraten und kann sich sicher sein, gemeinsam eine funktionierende und optimale Lösung zu finden.

Bauherrschaft:Luzerner Kantonsspital, Luzern
Architekt:Burkard Meyer + Bollhalder Walser AG, Baden
Ingenieurbüro:Borgogno Eggenberger + Partner AG, St. Gallen
Baumeister:Implenia Schweiz AG, Luzern
Realisierung:2022 bis 2025 (ab Spatenstich)
Projektbeteiligte