Baureportagen
Baureportagen | 25.05.2023

740 t Bewehrungsstahl für den neuen Sitz der Forster Profilsysteme AG

Forster Campus als besonders nachhaltig zertifiziert

Die Forster Profilsysteme AG baut ihren neuen Firmensitz in Romanshorn TG. Als erstes Gewerbegebäudeensemble der Schweiz erhält der Forster Campus die international bekannte LEED-Zertifizierung mit Level «Gold» für besonders nachhaltige Bauten. Debrunner Acifer Bewehrungen hat die am Bau beteiligte Gautschi AG mit 740 t Bewehrungsstahl beliefert.

Die Forster Profilsysteme AG zieht nach Romanshorn TG. Dort baut sie einen 52 Millionen Schweizer Franken teuren Campus als neuen Firmensitz. Der Forster Campus vereint die bisher auf zwei Arboner Standorte verteilten etwa 140 Mitarbeitenden. Zugleich setzt er Massstäbe bei der Nachhaltigkeit – sowohl am Bau als auch beim Betrieb. Debrunner Acifer Bewehrungen hat für dieses ökologisch wegweisende Projekt 740 t Bewehrungsstahl geliefert.

Als erstes Gewerbegebäudeensemble der Schweiz erhält der Forster Campus die international bekannte LEED-Zertifizierung mit Gold-Level.

30’000 m2 Land mit drei Gebäuden

Auf dem 30’000 m2 umfassenden Gelände werden drei je etwa 14 m hohe Gebäude entstehen. In der Produktions- und Logistikhalle mit 11’700 m2 Fläche ist unter anderem ein Hochregallager für Halb- und Fertigfabrikate untergebracht. Im zweiten, von Glas dominierten Gebäude sind ein Showroom, Seminarräume und Büros angesiedelt. Im Technologiezentrum, dem dritten Gebäude, werden ein Schulungszentrum, ein Testzentrum und eine Produktionswerkstatt eingerichtet.

LEED-Gold-Zertifikat für besonders nachhaltige Bauten

Als erstes Gewerbegebäudeensemble der Schweiz wird der Forster Campus die international bekannte LEED-Zertifizierung mit Gold-Level erhalten. Es zeichnet besonders nachhaltige Bauten aus. Forster Profilsysteme hat sich zum Ziel gesetzt, gesamthaft so rasch wie möglich CO2-neutral oder sogar -positiv zu werden – das Bürogebäude sowie die Produktions- und Logistikhalle sind bereits CO2-neutral. «Nahezu alle Dächer des Forster Campus sind mit Solarpaneelen ausgestattet. Mit bis zu 1,5 MW Leistung versorgen sie die Produktion vollständig mit Grünstrom. Regenwasser wird für die Gartenbewässerung und die Toilettenspülungen verwendet. Wo möglich nutzen wir Prozessabwärme, um die Effizienz unserer Heizungs- und Kälteanlagen zu verbessern», sagt Willi Lüchinger, CEO der Forster Profilsysteme AG. Die ökologischen Ansprüche der Bauherrschaft setzen jedoch nicht erst beim Betrieb des Forster Campus an. Schon beim Bau war Nachhaltigkeit zentral.

Bewehrungsstahl: Recyclinganteil vorgeschrieben

«LEED definiert den Recyclinganteil im Bewehrungsstahl», sagt Peter Spirig, Bauführer bei der Gautschi AG, welche die Hochbauarbeiten ausgeführt hat. «Zusätzlich muss deklariert werden, woher das recycelte Eisen stammt.» Weitere LEED-Vorgaben waren zum Beispiel eine reduzierte Staubentwicklung während der Arbeit. Für die Abfallentsorgung musste Gautschi angeben, wo Bauschutt, Kehricht oder Dämmmaterial hingebracht werden und was dort damit passiert. Selbst für den Beton galten besondere Bestimmungen.

Nur R-Beton erfüllt die LEED-Anforderungen

Herkömmlicher Beton besteht aus den Primärrohstoffen Kies, Sand und Zement, ressourcenschonender Beton hingegen ganz oder teilweise aus recycelten Gesteinskörnungen. Sie werden mittels gezielter Aufbereitung von Bauschutt gewonnen. «LEED schreibt nicht nur die Verwendung von R-Beton vor, sondern definiert auch den Anteil Recyclingmaterial», sagt Peter Spirig. «In unserem Einzugsgebiet gibt es nur einen Lieferanten, der solchen Beton liefern kann.» Die Gautschi AG hat bei anderen Projekten schon R-Beton eingesetzt, aber: «Mit über 5000 m3 Beton – das entspricht über 12’000 t – übertreffen die Dimensionen des Forster Campus die bisherigen Mengen bei Weitem».

Armierungsarbeiten für das Bürogebäude.
LEED definiert den Recyclinganteil im Bewehrungsstahl. Zusätzlich muss deklariert werden, woher das recycelte Eisen stammt.

Hochregallager: In drei Etappen auf 15 m Höhe hinauf

Bei den Arbeiten für das 15 m hohe Gebäude, das später ein Hochregallager beheimaten würde, waren spezielle Sicherheitsvorschriften nötig. In drei Etappen arbeitete man sich nach oben vor. Um zuoberst die Sicherheit für die Mitarbeitenden zu gewährleisten, stand Gautschi schon vor dem Projektstart in Kontakt mit der SUVA. «Die Absturzsicherung bestand schliesslich darin, die Gerüsttürme zu erstellen und sie mit dem Baukran umzusetzen. Dadurch konnten wir der Unfallgefahr entgegenwirken.»

Campus-Einweihung zum 150-Jahr-Jubiläum

Der Forster Campus ist für die Forster Profilsysteme AG eines der grössten Projekte in der Firmengeschichte. Er wird 2024, zum 150-Jahr-Jubiläum des Unternehmens, fertiggestellt sein. In ihm verschmelzen Vergangenheit und Zukunft mit nachhaltiger Bauweise. Nicht zuletzt ist der Campus ein klares und starkes Bekenntnis zum Werkplatz Schweiz.

LEED-Gold-Level zeichnet nachhaltige Bauten aus

Die Abkürzung «LEED» bedeutet «Leadership in Energy and Environmental Design». Die US-Zertifizierung definiert Standards für nachhaltige Bauten und zeichnet sie nach einem Punktesystem mit «Platinum», «Gold», «Silver» und «Certified» aus. Bewertet werden beispielsweise Baustellenabfallmanagement (Recycling), Wasser­ und Energieeffizienz, Überwachung von Energie­ und Wasserverbrauchsdaten, Innenraum­ und Aussenluftqualität, Umweltmassnahmen auf Baustellen sowie die Berechnung der jährlichen Treibhausgasemissionen (CO2­-Äquivalente).

Forster Profilsysteme AG

Die Forster Profilsysteme AG entwickelt und produziert hochwertige, langlebige Stahl- und Edelstahlprofile für Fassaden, Fenster und Türen. Das Unternehmen fertigt jährlich rund 3000 unterschiedliche Profile für die selber entwickelten Stahlsysteme und vertreibt diese weltweit.




«Kreislaufwirtschaft ist uns wichtig»

Willi Lüchinger, Geschäftsführer, Forster Profilsysteme AG

Warum bauen Sie den Forster Campus?

In Arbon sind wir Mieter, deshalb fehlen uns die langfristige Sicherheit und die Unabhängigkeit. Operiert man als Unternehmen dezentral, ist es zudem schwierig, Prozesse zu optimieren und in Teams zusammenzuarbeiten. Ferner sind die Wachstumsmöglichkeiten in Arbon beschränkt. Hinzu kommt, dass wir künftig nachhaltiger und effizienter entwickeln und produzieren wollen. Das ist als Mieter nur eingeschränkt möglich. Auch zukunftsgerichtete Arbeitsplätze zur Verfügung zu stellen, ist an den aktuellen Standorten eine grosse Herausforderung.

Auf welche Herausforderungen trafen Sie bei diesem Projekt?

Die erste grosse Aufgabe war, eine genügend grosse Fläche zu finden, die schon gut erschlossen ist. Trotz des Umzugs wollten wir so viele Mitarbeitende wie möglich behalten, um den Know-how-Transfer zu gewährleisten. Auch die Wirtschaftlichkeitsfrage forderte uns, nachdem wir verschiedene mögliche Standorte evaluiert hatten. Nach dem Entscheid für den Romanshorner Standort und kurz bevor wir das Bauprojekt starten wollten, erwartete man erst einen Überbauungsplan und gleich auch noch einen Gestaltungsplan von uns. Trotz späterem Baustart konnten wir den Terminplan bisher einhalten. Schliesslich kam nach Corona, als Logistikketten schon nicht optimal funktionierten, der Krieg in der Ukraine – und die Preise explodierten. Doch wir hielten am Projekt fest.

Was hat sich beim Vorgehen verändert?

Wir mussten lernen, uns bei der Abwicklung von Projekten von der Vergangenheit – von der Zeit vor der Pandemie – zu lösen. «Am Morgen entscheiden, am Nachmittag ist das Material da» funktioniert heute nicht mehr. Kosten- und Zeitmanagement sind essenziell, erst recht im Hinblick auf die hohen Materialpreise. Da ist die sichere, enge und vorausschauende Planung der einzige Weg. Dank eines kompetenten Teams sind wir hier auf einem guten Weg.

Wie wichtig ist Nachhaltigkeit für Forster Profilsysteme?

Als Profilsystemhersteller war Nachhaltigkeit für uns seit jeher ein Thema. Wir prüfen unseren Energieverbrauch, setzen konsequent leistungsfähige und stromsparende Motoren ein, minimieren die Plastikverpackung und arbeiten generell an der Entwicklung von zu 100% recycelbarem Verpackungsmaterial, um nur einige Beispiele zu nennen. Im Jahr 2006 haben wir das weltweit erste isolierte Vollstahlsystem auf den Markt gebracht. Da kein «materialfremder» Isolator eingesetzt wird, ist das System zu 100% recycelbar. Noch immer ist es das einzige thermisch getrennte System auf dem Markt, das zu 100% aus Stahl hergestellt ist. Bei der Entwicklung neuer Systeme ist uns nebst der allgemeinen Performance die Kreislaufwirtschaft wichtig.

Warum ist Ihnen Nachhaltigkeit beim Bau und beim Betrieb des Forster Campus wichtig?

Als Arbeitgeber und Unternehmer fühlen wir uns ein Stück weit verantwortlich. Mit dem Forster Campus übernehmen wir eine Vorreiterrolle, indem wir – wo möglich – nachhaltig bauen und den CO2-Ausstoss reduzieren.

Setzen Sie Ihre eigenen Profilsysteme ein beim Neubau?

Selbstverständlich. Der Campus ermöglicht uns, unsere nachhaltigen Systeme an einem realen Objekt im Zusammenhang mit einer anspruchsvollen Zertifizierung zu zeigen.

Weshalb haben Sie Debrunner Acifer Bewehrungen als Lieferant für den Bewehrungsstahl gewählt?

Debrunner Acifer Bewehrungen ist langjähriger Partner von uns, wir kennen einander sehr gut. Das Unternehmen ist ein leistungsfähiger und zuverlässiger Lieferant. Ferner schätzen wir die Partnerschaft auf Augenhöhe. Für uns war der Auftrag eine schöne Gelegenheit, um diese Partnerschaft zu pflegen.

Willi Lüchinger, Geschäftsführer der Forster Profilsysteme AG
Grossflächige Baustelle: längere Laufwege und mehr Mitarbeitende als sonst für dieses Volumen üblich sowie drei statt zwei Krane.
Nur ressourcenschonender Beton erfüllt die LEED-Anforderungen. Die Gautschi AG hat über 5000 m3 R-Beton verbaut.

Peter Spirig, Bauführer der Gautschi AG
Die Eisenliste hat die Gautschi AG 14 Tage im Voraus übermittelt und das Material in der Regel innert fünf Arbeitstagen geliefert erhalten.

«Zuverlässigkeit bei Lieferterminen»

Peter Spirig, Bauführer, Gautschi AG

Wie zufrieden sind Sie mit dem Projektverlauf?

Insgesamt sind wir sehr zufrieden. Von Unfällen sind wir verschont geblieben und haben Termine problemlos einhalten können. Der heisse Sommer mit wenig Regen forderte die Mitarbeiter auf der Baustelle körperlich und war nicht ideal für die Verarbeitung des Betons. Trotzdem haben wir unseren Auftrag erfolgreich erfüllen können.

Welchen weiteren Herausforderungen sind Sie begegnet?

Die grosse Fläche, auf der gebaut wurde, ergab längere Laufwege, setzte mehr Mitarbeitende als üblicherweise für dieses Volumen nötig voraus und erforderte drei statt zwei Krane. Wegen der Nähe zu SBB-Mittelspannungsleitungen konnten wir die Krane nicht beliebig positionieren, sondern mussten deren Sturzdistanzen berücksichtigen: Bei einem Sturz hätte ein Kran die SBB-Leitungen auf keinen Fall erreichen dürfen. Auch die strengen LEED-Vorgaben zur Entsorgung von Beton und Stahl mit «möglichst viel Recycling» und zu den kurzen Fahrwegen bedeuteten für uns ungewohnte Abläufe.

Worauf haben Sie speziell Wert gelegt, damit diese und andere Abläufe klappen?

Die Planung mit Polier und Bauleitung ist das A und O, speziell bei diesem für uns relativ grossen Projekt. Wegen des weitläufigen Geländes haben wir Baupisten und Abladestellen angelegt. Da 5000 m3 Beton 600 bis 700 LKW-Fuhren bedeuten, mussten Pisten- und Abladeuntergrund belastbar und langlebig sein. Weiter hat unser Polier ein Drei-Wochen-Bauprogramm erstellt, das festhält, was zu welchem Zeitpunkt geliefert und wo, wie und wann verbaut wird. Dank der planerischen Massnahmen blicken wir auf erfolgreiche Abläufe zurück.

Wie zufrieden sind Sie mit dem Lieferservice von Debrunner Acifer Bewehrungen?

Wir beziehen vor allem Bewehrungsverbindungen, Durchstanzarmierungen und natürlich Bewehrungsstahl bei Debrunner Acifer Bewehrungen. Mit dem Lieferservice sind wir allgemein sehr zufrieden. Die Eisenliste haben wir 14 Tage, bevor wir das Material benötigt haben, übermittelt und das Material in der Regel innert fünf Arbeitstagen geliefert erhalten. Den guten Ruf von Debrunner Acifer Bewehrungen betreffend Zuverlässigkeit bei Lieferterminen können wir bestätigen.

Bauherrschaft:Forster Profilsysteme AG, Arbon
Architekt:Gisel + Partner AG, Arbon
Ingenieurbüro:Wälli AG Ingenieure, St.Gallen
Baumeister:Gautschi AG, St.Margrethen
Realisierung:2022 – 2024
Campusfläche:30’000 m2
Projektbeteiligte: